Dienstag, 4. September 2018

:)Rezension:): Gregor-Saga #4

Grundwissen:



Titel♥: Gregor und der Fluch des Unterlandes (original: Gregor and the Marks of Secret)
Autor/-in♥: Suzanne Collins
Erschienen♥: 2008 und 2013 im Oetinger-Verlag (Taschenbuch und Hardcover); original 2006
Seitenanzahl♥: 319 Seiten
Preis♥: 9, 95 € (Hardcover); 8, 99 € (Taschenbuch); 5, 99 € (Kindle Edition) 
Genre♥: All Age; Fantasy; Adventure; Action/Survival; Middle Grade




Quelle: © Oetinger Verlag

Quelle: Oetinger Verlag







Quelle: © Scholastic Verlag



Inhalt:


So fängt also ein Krieg an, dachte Gregor. Nicht mit zwei Armeen, die sich gegenüberstehen und auf das Kommando zum Angriff warten. [...] Er fängt ganz leise an. In einem Zimmer, auf einem Platz, in einem abgelegenen Tunnel, wenn jemand, der die Macht hat, entscheidet, dass es so weit ist. - S. 183


Die Situation im Unterland scheint sich gerade wieder etwas stabilisiert zu haben, als ein altbekanntes Gesicht bei einer Trainingsstunde von Gregor auftaucht: Der Fluch, die kleine Ratte, deren Leben Gregor verschont hat, obwohl eine Prophezeiung ihren Tod vorhersagte. Innerhalb weniger Monate ist sie riesengroß und etwas scheint mit ihr nicht zu stimmen. Als Ripred verschwindet und Luxa einen Hilferuf der Huscher bekommt, ist klar, dass Gregors Entscheidung, ein hilfloses Baby zu retten, vielleicht doch nicht die richtige gewesen ist.




Meine Meinung ...




zum Buch:




Die Gregor-Saga geht in die vorletzte Runde, und während andere Autoren zwischen dem ersten und letzten Teil wahrscheinlich lauter Filler-Elemente eingefügt hätten, um die eigene Geschichte zu verlängern, läuft sich Suzanne Collins in den Teilen 2 und 3 ordentlich warm und legt in Gregor und der Fluch des Unterlandes zum Endspurt an. Und was für einen, denn die Autorin präsentiert einem hier eine grandiose Mischung aus Abenteuer, Überlebenskampf und der ernsten Thematik des Krieges, die in diesem Band noch erwachsener dargestellt wird als zuvor.
Ungelogen, Suzanne Collins zeigt nicht nur in ihrer bekannteren Reihe Die Tribute von Panem, sondern auch hier, wie intensiv sie sich mit dem Kriegsthema beschäftigt und wie viel ihr daran liegt, die Figuren mit den Auswirkungen davon zu konfrontieren. Schon in den ersten drei Bänden gibt es Darstellungen von Fremdenhass, dem Erschaffen von Feindbildern und kleinen Momenten, in denen die Charaktere erkennen, dass Schwarzweiß-Denken nicht funktioniert. Insbesondere die Waffe im dritten Band, die eine ganze Population hätte auslöschen können, zeigt, dass sie reale Gegebenheiten von Krieg durchaus in ihre mutmaßliche Kinderbuchreihe einflechten möchte und sie so in die All-Age-Kategorie bringt. Hier jedoch bringt sie es nochmal auf ein komplett neues Level, das die bisherigen Ereignisse aus Band 1 bis 3 zusammenbringt und sich auf das einzige Mal zurückbezieht, in dem Gregor der Prophezeiung nicht gefolgt ist. Nicht nur bekommt man mit, wie sich ein Volk in zwei Lager aufspalten kann, auch zeigt Suzanne Collins, wie Propaganda funktioniert und bezieht sich mit den Huschern sogar auf die Flüchtlingskrise und Genozid. Selbstverständlich handelt es sich bei allen Völkern bis auf die Unterländer um Tiere, was wahrscheinlich der Grund ist, weshalb diese Reihe in der Kinderabteilung steht - heftig und emotional ist es trotzdem und nimmt einen zum Teil mehr mit als Tode in anderen Geschichten.
Das liegt daran, dass die Autorin sich wunderbar darauf besteht, die Figuren davon zeichnen zu lassen. Gregor hat schon in den vergangenen Bänden viel durchgemacht, hier jedoch hat er mit dem schlechten Gewissen zu kämpfen, dass er durch die Verschonung eines Lebens mehrere in Gefahr gebracht hat. Er ist hin und her gerissen, ob er dem Fluch nicht doch das Leben nehmen soll, und wird dabei durch sein Dasein als Wüter zu Gedanken getrieben, die er gar nicht haben will. Erfreulich ist, dass er sich trotz des Drucks von außen auf seine eigenen Prinzipien beruft und sich nicht von der Illusion des Heldentums einlullen lassen möchte, in diesem Band sogar auf eigene Faust und gegen die Autoritäten handelt. Daher bleibt er nach wie vor ein wunderbarer Protagonist, der sich zu einem der besten in diesem Genre herausmausern könnte, nicht nur durch seine Stärke und seine Selbstreflexion, sondern auch durch seine beschützende Ader gegenüber seiner kleinen Schwester, die er trotz aller Ereignisse vor der harten Realität beschützen möchte.
Doch nicht nur Gregor steht im Fokus der Handlung, sondern auch Luxa, die schon zuvor durch einige Wendungen der letzten Bände unbarmherziger und verbitterter geworden ist. Sie bekommt eine regelrechte Besessenheit, ihren Verbündeten - den Huschern - beizustehen, und ist dabei wortwörtlich bereit, über Leichen zu gehen, um sie zu finden. Und so zeigt die Autorin an ihr den ewigen Kreis des Krieges: Verlust, Rache und wiederum Verlust, in der Endlosschleife, bis man sich gegenseitig auslöscht. Wirklich mutig von Collins, einen so schwierigen Charakter zu erschaffen und ihn dennoch so verständlich zu zeigen.
Nebenfiguren, die die beiden auf ihrer Reise begleiten, haben zwar auch eine Relevanz, jedoch liegt in diesem Band der Fokus mehr auf Gregor und Luxa und ihren sich langsam entfaltenden Gefühlen zueinander. So unpassend das für eine derart ernste Situation klingen mag, ihr ständiges Gekabbel verbunden mit einigen süßen Momenten dienen nicht nur ab und an der Auflockerung, sondern zeigen auch, dass es auch in schwierigen Zeiten Menschlichkeit gibt. Außerdem ist das zwischen den beiden kein nerviges Hin und Her, es ist nicht hormonüberladen, sondern angemessen und angenehm zart.
Allgemein legt es die Autorin nicht darauf an, eine todernste Stimmung aufzubauen. Es gibt immer wieder Szenen, in denen Collins' sarkastischer Humor und Situationskomik aufblitzt, sogar eine Art Abenteuergefühl aufkommt. Die Charaktere erkunden wie immer das große Unterland und treffen dabei auf neue Regionen, die das ganze Setting nochmal erweitern. Dadurch und durch den ständigen Wechsel von Humor, Überlebenskämpfen und grausamen Kriegsszenen bleibt es dauerhaft spannend. Man kann das Buch wirklich kaum aus der Hand legen und würde nach diesem gemeinen Cliffhanger am Ende am liebsten in den nächsten Laden rennen und sich den letzten Teil zulegen.
Die einzige Schwäche des vierten Bandes ist ausnahmsweise mal der Anfang. Suzanne Collins fackelt im Normalfall damit nicht lange und wirft ihre Charaktere schnell ins Geschehen. Hier nimmt sie sich allerdings nur ein Kapitel Zeit, um die derzeitige Lage zu zeigen, den Fluch einzuführen und praktisch alles geschehen zu lassen, was oben beschrieben wurde. Deswegen wirkt es stark zusammengerafft und an manchen Stellen arg konstruiert, was einen ab und an im Lesefluss hemmt.



Man kann nur den Hut ziehen vor der Autorin, die seit vier Bänden ihr Niveau hält und zugleich immer offensichtlicher wird, dass es sich hierbei nicht um eine Reihe ausschließlich für Kinder handelt. Am Anfang etwas zu schnell, im restlichen Buch jedoch mit genau der richtigen Rasanz erzählt sie, wie Gregor, Luxa und ihre Begleiter herausfinden, was Krieg mit ihnen macht und welche Grausamkeiten darin geschehen können. Dabei müssen sie oft ums Überleben kämpfen und ihren Zusammenhalt beweisen, was einen immer wieder mitreißt und berührt. Ein wirklich tolles Buch, das einen dürstend nach dem Finale zurücklässt.



Ich gebe dem Buch:


♥♥♥ Herzchen


Extra:


Die Rezensionen zu den anderen Teilen dieser Reihe findet ihr hier:





CU
Sana

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