Sonntag, 21. Oktober 2018

:)Rezension:): Gregor-Saga #5

Grundwissen:



Titel♥: Gregor und das Schwert des Kriegers (original: Gregor and the Code of Claw)
Autor/-in♥: Suzanne Collins
Erschienen♥: 2013 im Oetinger-Verlag (Hardcover); original 2008
Seitenanzahl♥: 351 Seiten
Preis♥: 9, 95€ (Hardcover)
Genre♥: Fantasy; All Age; Action; Adventure


Quelle: © Scholastic Press
Quelle: © Oetinger Verlag























Inhalt:


,,Denk dran: Es ist leichter, den Kopf zu verlieren, als einen kühlen Kopf zu bewahren.'' - Ripred (S. 338)




Der Krieg ist ausgebrochen, und die letzte Hoffnung der Unterländer besteht darin, dass Gregor die Prophezeiung der Zeit erfüllt und den größenwahnsinnigen Fluch tötet. Der Haken daran ist, dass er dabei ebenfalls sein Leben lassen muss, etwas, das Gregor bei aller Loyalität zu seinen Freunden verhindern möchte. Doch nicht nur der bevorstehende Kampf mit dem Anführer der Ratten bereitet Gregor Sorgen, sondern auch der Krallencode, der gelöst werden muss, um die Pläne der Ratten zu entschlüsseln. Können Gregor und seine Freunde diese letzte Vorhersage wahr machen - oder gibt es noch eine andere Möglichkeit, das Schicksal des Unterlandes zu wenden?





Meine Meinung ...




zum Buch:





Kennt ihr dieses Gefühl, den letzten Teil einer Reihe zuzuschlagen und sich zu wünschen, zu den Figuren zurückzukehren, und das obwohl - oder weil - ihnen so viel Schreckliches zustößt, das man alles lieber vergessen würde? Dass ihr euch wünscht, das alles zu einem schönen Abenteuer ohne jegliche Verluste und Schmerzen umzuschreiben und gleichzeitig nichts an dieser Geschichte auszusetzen habt? Suzanne Collins scheint eine Autorin zu sein, die solche Bücher schreiben kann, denn nicht nur der Abschluss der Panem-Reihe Flammender Zorn löst diese Gefühle im Leser aus, sondern auch dieser Band ihrer Debüt-Reihe.
Schon in den vorherigen Bänden legt die Autorin immer wieder eine Schippe drauf, um zu zeigen, dass hinter diesen Abenteuern in einem fantastischen Land unterhalb New Yorks mehr Tiefe, Ernst und Brutalität steckt, als man im ersten Moment erwarten würde. Nicht nur lässt sie viele Figuren unter grausamen Bedingungen sterben, auch die immer fragwürdigeren Entscheidungen, die getroffen werden, geben einem zu verstehen, dass Suzanne Collins keine bloße Geschichte für Kinder erzählen will. Und wer schon die Geschehnisse in Band 4 krass findet, der wird hier dauerhaft mit offenem Mund vor den Seiten sitzen und sich fragen, ob Kinder in Gregors Alter, die dieses Buch lesen, genauso traumatisiert sein werden wie der Protagonist selbst. Denn nicht nur ist man in einigen Abschnitten hautnah auf dem Schlachtfeld mit dabei, auch erlebt man die Zustände innerhalb Regalias während darum gebangt wird, ob die Front durchbrochen wird oder nicht. Dazu zählen nicht nur die Unruhen des Volkes, sondern auch die Flüchtlingsströme von verbündeten Völkern und die Überlastung der Krankenhäuser vor lauter Verletzten. Es wird nicht in allen Details beschrieben, aber in genug, um wahre Horrorszenarien im Kopf des Lesers zu erschaffen. Egal ob es sich um einen leidenden Menschen oder ein Tier handelt, die Verzweiflung wird so echt und nahegehend beschrieben, dass man merkt, dass es keinen Unterschied für die Autorin macht, welche Spezies vom Krieg gezeichnet wird. Durch diesen Wechsel des Schauplatzes gelingt es der Autorin, alle Grausamkeiten eines Krieges darzustellen und nicht für eine einzige Sekunde dabei in eine Heroisierung der Umstände zu verfallen. Ja, es gibt einzelne Augenblicke, in denen Gregor sich beim Kampf gut fühlt, aber aus diesen wird er aufgrund von taktischen Hinterhalten und einer Menge Gefahren schnell herausgerissen. Diesen schmalen Grat, eine grausame Schlacht zu inszenieren, ohne sie zugleich zu verherrlichen oder als spannend aus den falschen Gründen darzustellen, kann nicht jeder meistern, doch Suzanne Collins gehört definitiv zu den Autorinnen, die das können.
Ein maßgeblicher Grund, warum ihr das gelingt, sind ihre Figuren, denn sie alle werden vom Krieg gezeichnet und müssen über sich selbst hinauswachsen. Auch werden komplett neue Seiten an ihnen beleuchtet, die zwar auch positiv sein können, wie beispielsweise bei Ripred und seiner fürsorglichen Seite gegenüber Kindern, in den meisten Fällen jedoch ziemlich hässlich. Das Paradebeispiel dafür wäre Solovet, die Anführerin der Armee, die trotz ihrer Verbrechen in Gregor und der Spiegel der Wahrheit ihres Amtes nicht enthoben wird und Gregor, den umjubelten Krieger der Prophezeiung, genau nach ihren Vorstellungen ausrichten will - und das bei Bedarf alles andere als freundlich. Auch Luxa verliert sich in ihrer Rachlust gegenüber den Ratten und setzt ihr Leben vielfach aufs Spiel, um ihre Verbündeten zu beschützen. Der Charakter, dessen Leiden man jedoch am meisten mitbekommt, ist natürlich Gregor, der schon von Anfang an durch die Armut seiner Familie mehr Lasten zu tragen hat als ein gewöhnlicher Elfjähriger. Ein Jahr später, hat sich der ernste Junge in einen traumatisierten Krieger verwandelt, der ohne sein Schwert nicht mehr schlafen kann und hinter jeder Ecke eine Verschwörung vermutet. Es tut einem im Herzen weh zu sehen, wie er hin und her gerissen ist zwischen der Loyalität für seine Freunde, der Sorge um seine Familie und schließlich der Angst um sein eigenes Leben. Das ist natürlich schon in seinen vorherigen Abenteuern mehrmals gefährdet, doch mit der Erwähnung seines Todes in der letzten Prophezeiung scheint sein Ableben diesmal unabwendbar. Soll er wirklich sein Leben für diese Leute riskieren, die selbst, wie er auch im Laufe dieses Bandes erfährt, viel Schuld an ihrer derzeitigen Situation tragen, nur weil er in Visionen erwähnt wird? Zu sehen, dass seine Familie inoffiziell gefangen gehalten wird, damit Gregor als Propagandafigur nicht fliehen kann, ist ungeheuer grausam und lässt ihn seinen inneren Zwiespalt noch mehr verstehen - denn selbst wenn er sterben sollte, er muss es schaffen, dass seine Schwestern und Eltern wieder nach New York zurückkehren können. Das in Kombination mit seiner post-traumatischen Belastungsstörung lässt ihn zu einer Hauptfigur werden, für die man sich nur das Beste wünschen kann und die man bewundert, denn trotz aller Widrigkeiten und Probleme möchte Gregor sich nicht in eine Spielfigur des Krieges verwandeln lassen, sondern selbst entscheiden. Und so einen Mumm zu haben, obwohl es so viel leichter wäre, einfach nur Anweisungen zu befolgen - das zeugt von wahrer Stärke.
Stark sind auch die vielen Wendungen, die die Autorin einfügt und so die Geschichte umso spannender macht. Man wird sich nicht nur ein Mal die Tränen verdrücken müssen, denn durch diese allumfassende Darstellung des Krieges in all seinen kalkulierenden, untragbaren und vor allem sinnlosen Facetten, und das vereinfacht für junge Leser formuliert, ist eine unglaubliche Achterbahnfahrt der Gefühle. Die Handlung wechselt immer wieder zwischen actionreichen und ruhigen Momenten, bietet einem jedoch zu keiner Sekunde Zeit zum Ausatmen, genauso wie ihren Charakteren. Wie immer ist auch das Rätseln um die Prophezeiung an sich in die Handlung mit eingewoben, was zusätzlich mit der Entschlüsselung des Krallencodes, der sogar im Buch abgebildet ist, sehr zum Mitdenken animiert.
Das, was dieses Finale jedoch noch ein Stück über die anderen Bücher dieser Reihe hebt, ist das Ende. Denn ähnlich wie in ihrer zweiten Reihe hat Suzanne Collins ein Händchen für gute, aber bittere Enden, die einem das Gefühl geben, dass es nie vorbei sein wird, egal ob man gerade auf dem Schlachtfeld steht oder nicht. Es ist ungemein kritisch gegenüber Krieg und allem, was dieser mit sich bringt, insbesondere da, wie auch im Leben außerhalb der Literatur, viele Menschen - und hier auch andere Lebewesen - nichts daraus lernen und Gewalt immer als Mittel der Friedensstiftung ansehen werden. Durch Gregor und seine Person als Soldat sowie Heimkehrer erschafft Collins ein kraftvolles und berührendes Plädoyer gegen den Krieg, gegen Gewalt und für einen Zusammenschluss aller, um künftige sinnlose Schlachten vermeiden zu können. Vielleicht klingt das nicht außergewöhnlich, immerhin sollte jede Geschichte über den Krieg eine solche Botschaft am Ende haben, aber die Art und Weise, wie es der Autorin gelungen ist, ist einzigartig und wird im Kopf des Lesers mehr haften bleiben als jedes andere Ende es je könnte. Denn im Gegensatz zu vielen, die es so darstellen würden, als gäbe es auf ewig Frieden und als könnte man sich davon erholen, zieht Suzanne Collins sich nicht in diese rosarote Weltsicht, sondern zeigt die bittere, destruktive Realität eines Verwundeten, der nicht in die Normalität zurückfinden kann. Und das ist aussagekräftiger als jedes Happy End.



Dieser letzte Band ist zugleich der perfekte Abschluss für diese Buchreihe und zugleich ein unfassbar schrecklicher. Nicht nur schafft es die Autorin, zwischen actionreichen Kämpfen und realen, harten Kriegsdarstellungen zu balancieren, auch schafft sie es, die Nachwirkungen davon komprimiert und aufwühlend aufzuzeigen. Gemeinsam mit Gregor wird man vollkommen desillusioniert und muss sich fragen, ob man wirklich auf einer Seite kämpft, die als gut bezeichnet werden kann - nur um zum Schluss zu gelangen, dass es im Krieg keine gute Seite gibt. Und das macht Collins nicht nur anhand der Handlung und diesem genialen Ende deutlich, sondern auch an ihren Charakteren, die für immer mit Narben zurückgelassen werden, insbesondere der Protagonist, der mit einer der besten ist, über die man in dem Genre lesen kann. Eine wirklich gute Reihe, die es definitiv wert ist, gelesen zu werden - und das nicht nur von Kindern!




Ich gebe dem Buch:


♥.♥ Herzchen


Extra:


Wer die anderen Rezensionen zu den vorherigen Teilen lesen möchte, der kann gerne hier nachsehen :)

CU
Sana

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