Mittwoch, 29. Mai 2019

♥Litlabern #6♥: 5 Gründe, warum Du Bücher nochmal lesen solltest!

Für manche ist es unnötig, für andere ist es wie eine wiederholte Reise ins Disney Land: ReReads. Oder auch: Bücher nochmals und somit mehr als nur einmal lesen.




Geschichten zu erleben ist ein sehr individueller Prozess, daher kein Wunder, dass es so unterschiedliche Meinungen zum Thema ReReads gibt. Manche Leute können ihre Lieblingsreihe fünfzehn Mal lesen und sie noch aus ganzem Fan-Herzen genauso lieben wie beim ersten Mal. Anderen wiederum fällt auf, dass sie ein Buch weniger mögen, wenn sie es auch nur ein zweites Mal lesen. Und wieder andere wehren sich strikt dagegen, ein Buch, egal ob geliebt oder nicht, nochmal zu lesen, weil sie der festen Überzeugung sind, dass eine Geschichte nicht zweimal erlebt werden muss.

Ich habe bis auf Die Tribute von Panem bis vor Kurzem keine Reihen oder Einzelbände nochmal gelesen. Erst vergangenes Jahr habe ich ReReads zum Teil meines Leselebens gemacht.
Das führt natürlich zu der Frage: Warum nicht vorher?


1. Man hat einen gewissen Druck, neue Bücher zu lesen.

Mein Blog ist so oder so sehr klein und hat keine wirkliche Community, aber trotzdem hofft man, durch Blogeinträge zu frischen und neu erschienen Büchern noch ein paar Klicks abzugreifen. Schließlich möchte man, dass der eigene Blog angesehen wird, und wenn man Links teilt, dann ist die Wahrscheinlichkeit eines Klicks viel höher, wenn es sich um ein wahlweise Hype-Buch oder neues Buch handelt, als ein Buch, das vermutlich schon alle gelesen haben. Und man möchte schließlich bei den Neuheiten auch mitreden können. Ein alter Hut interessiert da keinen mehr wirklich.

2. Die riesige Wunschliste

Ich bin mir sicher, dass viele von euch auch mindestens fünfzig Bücher auf ihrer Wunschliste haben, wenn nicht sogar über hundert oder mehr. Denn nicht nur gibt es mehr Neuerscheinungen, als man auf Anhieb kaufen kann, auch bleiben genau dadurch viele Bücher im Hintergrund, ohne dass man den Wunsch aufgeben will, sie zu lesen. Je mehr Geschichten sich anhäufen, desto schwerer fällt es einem, solche, die schon jahrelang auf der Liste stehen, auszusortieren. Wo also die Zeit finden, ein bereits bekanntes Buch zu lesen, wenn man so viele andere zu lesen hat?

3. Die Angst, es schlechter zu finden.

Man wird älter und der Lesegeschmack verändert sich entsprechend. Also ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass ich ein Buch, das ich mit 13 geliebt habe, mit 21 nicht mehr so gut finden werde, oder noch schlimmer, erkenne, dass es sehr problematische Inhalte hat. Das wäre noch enttäuschender als einen Thriller nochmal zu lesen und zu erkennen, dass des Rätsels Lösung eigentlich total unlogisch ist. Es ist fast, wie nach ein paar Jahren in einer glücklichen Beziehung oder Freundschaft kleine Fehler am Gegenüber zu erkennen, die einen alleine aufgrund ihrer Existenz so sehr stören, dass das Band zwischen einem selbst und der Person auseinanderbricht. Es mag vielleicht eine gute Erinnerung zurückbleiben, aber keine so strahlende, in der man sie bisher gesehen hat.


Doch ich habe mich getraut und einige Bücher nochmal gelesen.

Zum Teil, weil ich immer mehr mit dem Gedanken gespielt habe, bestimmte Geschichten nochmal zu erleben, zum Teil, weil ich wirklich, wirklich Lust auf sie bekommen habe.
Und, um ehrlich zu sein, wollte ich ein paar davon einfach nochmal lesen, um zu ermitteln, ob sie noch den Platz in meinem Regal wert sind oder nicht.

Und was soll ich sagen? Ich habe es nicht bereut.

ReReads machen zumindest mir wirklich viel Spaß, und mit diesen fünf Gründen möchte ich euch davon überzeugen, eure Ängste und Vorurteile abzulegen und ReReads mal eine Chance zu geben 😊


1. Der Weg ist das Ziel

Oft hört man, dass man Geschichten nicht doppelt und dreifach erleben muss, weil man doch schon das Ende kenne. Was sollte einen da noch überraschen oder unterhalten?
Eine ganze Menge. 
Denn selbst in einem Thriller, in dem jeder auf die große Enthüllung wartet, ist doch der ganze Weg der Ermittlung, das Abwägen der Möglichkeiten, die ganzen Sackgassen, in die man gerät, und schließlich die Hinweise auf die richtige Lösung, doch das Spannendste und das, was einen stetig weiterlesen lässt.
Auch bei einem ReRead ist das möglich, ganz besonders wenn man subtil verstreute Anspielungen auf einmal erkennt und immer wieder Aha-Momente erlebt, die einem die Genialität des Autors in seiner Geschichte umso mehr zeigen.

Doch auch in anderen Genres ist häufig der Weg das Ziel.
Wer von uns schmachtet nicht, wenn Katniss und Peeta im zweiten Band von Die Tribute von Panem sich zum ersten Mal nach den Spielen wirklich Zeit nehmen, sich kennenzulernen? Wer knabbert nicht aufgeregt an seinen Fingernägeln, wenn Tris aus Die Bestimmung für ihren Freund einsteht und sich an die Zielscheibe stellt, wo sie mit Messern beworfen werden soll? Wer heult nicht Rotz und Wasser, wenn Miles aus Eine wie Alaska die traurige Lebensgeschichte der Titelheldin erfährt und man weiß, dass es nur noch bergab gehen wird? Und wer seufzt nicht resigniert, wenn er merkt, dass die beiden Protagonisten im Kindesalter aus To Kill A Mockingbird offen und tolerant leben, nur um eine Klatsche von der rassistischen Realität des frühen 20. Jahrhunderts zu bekommen und dadurch auf die schwerste Weise überhaupt erwachsen werden müssen?
Egal ob Action, Contemporary oder Dystopie - die Entwicklung der Geschichte und Charaktere sind Dreh- und Angelpunkt ihrer Existenz und müssen interessant und lebendig gestaltet sein, damit der Leser sie überhaupt zuende liest.
Also warum sich daran festbeißen, dass man ja das Ende kennt, wenn doch die Zeit, in der man die Figuren begleitet, erst dazu führt?
Habt Mut, Bücher nicht nur aufgrund ihrer Enden im Regal verstauben zu lassen. Denn letztlich sind die ganzen Seiten bis zum letzten Kapitel doch das, was uns so daran fesselt 💗


2. Nostalgie pur!

Besonders die Geschichten, die man in Kindertagen gelesen hat, sind umhüllt vom gemütlichen, warmen Gefühl der Nostalgie. Dies waren die ersten Geschichten, die uns in unser geliebtes Hobby hereingestürzt haben, und die dadurch - zumindest für die meisten - immer etwas Besonderes sein werden.
Alleine einige größere BookTuber aus dem deutschsprachigen und amerikanischem Raum - zum Beispiel Phils Osophie, Bookmarked oder PadiLovesBooks - lesen jährlich Harry Potter, wobei wohl niemand emmmabooks die Krone nimmt, die diese Reihe bereits mehr als 15 Mal gelesen hat und derzeit wieder darin versinkt. Besonders mit dieser Reihe, die für viele Großbritannien pur und ein Herbstfeeling verkörpert, wird sehr gerne öfter gelesen und stürzt die Buchliebhaber in eine große flauschige Wolke aus Liebe und Behaglichkeit.


Quelle: emmmabooks YouTube Channel
Und wer möchte sich dagegen schon wehren?
Ich persönlich hatte diese wohlige Erfahrung mit Rennschwein Rudi Rüssel von Uwe Timm gemacht, einem lustigen Kinderbuch über eine Familie, die ein Schwein auf einer Tombola gewinnt und mit ihm seine Schwierigkeiten in einer Großstadtwohnung hat 🐷🏠. Und selbst mit meinen damals 19 Jahren habe ich noch gelacht und mit den Füßen gewippt wie damals mit neun, als ich es das erste Mal gelesen habe, und das obwohl ich zum Großteil schon wusste, was passiert 😋

Aus diesem Grund freue ich mich schon, Erebos der Autorin Ursula Poznanski nochmal zu lesen, denn das war mein allererster Jugendthriller und wird mich bestimmt in schöne Erinnerungen hüllen, ehe dieses Jahr der zweite Teil erscheint 😊


3. Man lernt etwas über sich selbst

Früher habe ich Twilight vergöttert. Wirklich, ich war der klischeehafteste Twihard, den ihr euch vorstellen könnt, und habe sogar Fanfictions geschrieben, in denen ich mich und Edward Cullen zusammengebracht habe 😂
Und vor einigen Jahren, im Laufe der Pubertät, habe ich einige Passagen aus den Büchern nochmal gelesen und mich gefragt: ,,Mädel, was hast du da eigentlich für eine ungesunde Beziehung geshippt?''
Klar könnte ich das Ganze negativ betrachten und mich darüber ärgern, eine meiner Lieblingsreihen im eigenen Verschulden kaputt gemacht zu haben.
Aber seien wir mal ehrlich: Wir alle verändern uns; es wäre traurig, wenn wir es nicht täten. Und so ändern sich selbstverständlich auch unsere Interessen und Ansichten dazu, was wir befürworten, kritisch sehen oder schlichtweg als unterhaltsam empfinden. Selbst wenn Edward in meiner jetzigen Sicht einer 21-jährigen mit zwei bereits geführten Beziehungen kein kontrollsüchtiger Stalker wäre - die Geschichte ist für mich auch nicht mehr im geringsten spaßig, einfach weil ich wesentlich interessantere und kreativere Geschichten gelesen habe.
Daher sehe ich einen ReRead als eine Chance, etwas über sich selbst und seine Entwicklung zu lernen, zu ergründen, warum man bestimmte Dinge nun anders findet. War ich damals als 11-Jährige einfach wahnsinnig unsicher und hätte es deshalb toll gefunden, der Lebensinhalt eines sexy, reichen Vampirs mit Emo-Einschlag zu sein? Kann ich das nun, wo ich selbst Erfahrungen mit Beziehungen gesammelt habe, ablegen, und würde ich es immer noch lieben, wenn ich diese Erfahrungen nicht gemacht hätte?



Es ist einfach superinteressant, sich selbst unter diesem Aspekt näher kennenzulernen und es als eine Chance zu sehen, seine persönliche Lesegeschichte zu reflektieren. Es zeigt, dass wir etwas durch Geschichten gelernt haben, sie uns vielleicht sogar in mancherlei Aspekten eines Besseren belehrt haben.
Daher betrachte ich es eher als Bereicherung, die bei mir stehenden Bücher im Regal nochmal zu lesen. 
Besonders bei meinem ReRead von Er ist wieder da von Timur Vermes habe ich gemerkt, wie sich meine Ansichten mit 15 Jahren im Vergleich zu meinen heutigen verändert haben. Damals habe ich gerade erst begonnen, mich mit Politik und Satire zu beschäftigen, weswegen mein Verständnis für den Hype und gleichzeitigen Aufschrei kaum vorhanden war und auch wenig von dem Buch bei mir haften geblieben ist. Heute kann ich den Scharfsinn des Autors erkennen, ebenso wie die Kritik, die in dem Buch steckt. Das zeugt für mich davon, dass ich wesentlich mehr verstehe, wie Satire funktioniert.
So kann man selbst durch die für viele Menschen passive Erfahrung des Lesens einen besonderen Lerneffekt haben 😊


4. Die Meinung zu manchen Büchern kann sich ändern

Wenn einem natürlich positive oder negative Dinge bei einem ReRead auffallen, so ändert man natürlich auch die eigene Meinung zu dem Buch. Eine der am Anfang meines Beitrags erwähnten größten Ängste vieler Leser.
Und natürlich ist es aus der Perspektive desjenigen, der einfach nur seinen Spaß am Lesen haben will, schade, wenn er auf einmal beim zweiten oder dritten Mal Lesen erkennt, dass das Buch, das man einst mochte, an Wert verloren hat.

Allerdings gibt es auch viele Leser, die ein Buch einfach zum falschen Zeitpunkt lesen. Vielleicht war man einfach zu sehr im Alltagsstress, um sich auf eine langsam entwickelnde Romanze einzulassen, und fand das Buch deswegen langweilig. Vielleicht hat man Lust auf etwas Locker-Flockiges, das am Ende jedoch zum totalen Drama abdriftet und einem so negativ aufstößt. Vielleicht passt eine Sommerlektüre über Selbstfindung und Roadtrips auch einfach nicht in den tiefsten Herbst unter eine Kuscheldecke.

Umso schöner ist es da doch, zu einem dieser als langweilig empfundenen oder gar abgebrochenen Büchern zu greifen, und bei dieser zweiten Chance zu erkennen:
Hey, es gefällt mir ja doch!
Auf einmal findet man in einer ruhigeren Phase seines Lebens eine langsam aufkeimende Liebe vielleicht doch schön, oder greift zu wärmeren Temparaturen zu einer typischen Contemporary-Coming-of-Age-Story und lässt sich total davon fesseln. Denn so sehr sich manche Leser nicht als Stimmungsleser bezeichnen: Im Grunde sind wir das doch. Denn warum sollte man sonst Lust auf ein Buch haben, wenn nicht, weil man im Moment des Kaufs in Stimmung dazu ist? Wohl kaum, weil man denkt, dass einem das Buch überhaupt nicht gefallen würde. (Es sei denn, man ist masochistisch veranlagt und möchte einen zerreißenden Rant schreiben.)

Greift daher vielleicht mal zu einem Buch, das ihr nur mittelmäßig fandet, aber nicht wirklich mehr wisst, warum. Wenn nur so ein unbestimmtes Gefühl von ,,Ich kam nicht rein'' oder ,,Es hat mich nicht interessiert'' dort war. Wer weiß, vielleicht erlebt ihr eine Überraschung und ihr werdet in diesem vergessenen Buch ein gutes finden!😋


5. Mehr Platz im Regal

Alle unsere Bücherregale sind überfüllt mit unseren Schätzen, und wie könnte man besser Platz für Neues schaffen, indem man Altes aussortiert?

Vielen Lesern fällt es schwer, sich von bereits gelesenen Büchern zu trennen. Auch mir kam es bis vor zwei Jahren nie in den Sinn, immerhin würde doch alles zu meiner Lesegeschichte gehören. Allerdings bleibt Platzmangel doch ein großes Problem, und wenn man sich schon nicht von allen gelesen Büchern trennen will, dann doch wenigstens von den schlechten. Und im nächsten Schritt von denjenigen, die man zögernd aus dem Regal nimmt, übers Cover streicht und darüber nachdenkt, wie man zu dem Buch steht. Worum ging es eigentlich nochmal? Was mochte ich daran?

Wenn eure Erinnerungen so blass sind, dann solltet ihr in Betracht ziehen, euch die Geschichte ein zweites Mal zu Gemüte zu führen.
Dazu habe ich alleine dieses Jahr noch drei Rereads anstehen, zwei davon habe ich bereits hinter mich gebracht. Der letzte davon war Die Bestimmung von Veronica Roth, denn den ersten Band fand ich damals großartig, den zweiten noch gut und der dritte machte die komplette Reihe für mich kaputt.
Also las ich in einer Leserunde den Auftakt der Trilogie nochmal und kam zu dem Schluss, dass es ,,ganz nett'' war. Und wenn ich schon dieses zuvor mit 5 Sternen gewertete Buch nur noch okay finde, ist es nur logisch, dass die letzten beiden nicht mehr über dem Radar laufen werden. Und sollte ich diese drei Bücher in dem Fall wirklich in meinem Regal behalten, wenn dort auch drei Bücher stehen könnten, die ich heute gut finde und mir auch sicher bin, sie auch bei wiederholtem Lesen zu mögen?

Die Antwort sei euch überlassen. Mein Ergebnis ist auf jeden Fall, dass ich nun viel mehr Platz habe und nun Bücher bei mir stehen habe, die sich bewährt haben. Die es wert sind, mehr als einmal gelesen zu werden und die all die hier aufgelisteten positiven Aspekte des Rereadens erfüllt haben - außer natürlich das Aussortieren 😆


Für mich ist auf jeden Fall klar: ReReads machen Spaß, sind ungeheuer interessant und können sogar nützlich sein.


Was haltet ihr vom Thema ReRead? Lest ihr Bücher gerne mehrfach oder hattet ihr nie das Bedürfnis, selbst eure Lieblingsbücher nochmal zu verschlingen? Welche ReReads haben euch positiv überrascht und bei welchen wart ihr schockiert darüber, dass ihr so was mal gehasst oder geliebt habt?

Ich würde mich über Austausch mit euch freuen. Also ob mit eurer Meinung in die Kommentarspalte 😋

CU
Sana

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