Dienstag, 11. Juni 2019

[Leserückschau Mai] Von Thrillern und gemeinsamem Lesen

Hallo, liebe Büchermenschen und -blogger! 😊


Der Mai, der Mai, da war er schon vorbei - und das ging diesen Monat wirklich superschnell. Doch obwohl besonders viel für die Schule zu tun war und auch privat einige Dinge anstanden, habe ich es geschafft, sechs Geschichten zu lesen.


Mein Lesemonat Mai - abzüglich des Hörbuchs.



Insgesamt waren das 1876 Seiten, die aufgeteilt sind in durchschnittlich 373 Seiten pro Buch und ein täglichen Lesepensum von 60 Seiten. Allerdings muss dabei beachtet werden, das eines der gelesenen Bücher nicht auf dem Foto ist, denn ich habe nun hochoffiziell einen Audible-Account  und habe den kostenlosen Probemonat direkt genutzt, um ein Buch anzuhören 😋 Und da man dort keine Seiten zählt, sind es nicht so viele, wie es wohl normalerweise bei sechs Büchern gewesen wären.

Qualitativ war es aber eher ernüchternd, denn mit durchschnittlich 3.25 vergebenen Sternen hatte ich weder einen echten Hoch- noch Tiefpunkt diesen Monat. An sich nichts Schlechtes, aber im Gedächtnis bleiben würde so ein Lesemonat einem unter den Umständen nicht 😄
Aaaallerdings bleibt er es trotzdem, denn ich habe zwei dieser Bücher in Leserunden gelesen, die wahnsinnig viel Spaß gemacht haben und meine Leseerfahrung bereichert haben. Dazu aber später mehr.



Thalamus von Ursula Poznanski hatte mich tatsächlich schon seit letztem Jahr gereizt, denn anders als ihre anderen Jugendthriller der letzten Jahre hatte dieses hier von vorneherein das interessante Setting einer Rehabilitationsklinik zu bieten und eine Idee, die einen Touch Science Fiction hat. Es hörte sich endlich mal nach der Art von Originalität an, die man bis vor einigen Jahren immer in ihren Klappentexten vorfand, egal ob das Motiv eines ,,bösen'' Spiels bei Erebos oder eines mittelalterlichen Rollenspiels in Saeculum.

Es geht somit in ihrem neuesten Jugendthriller um Timo, der nach einem schweren Motorradunfall in einer Rehabilitationsklinik erwacht. Viele Areale seines Gehirns sind geschädigt worden, sodass er Laufen, Sprechen und Bewegung im Allgemeinen wieder neu erlernen muss. Und als wäre das nicht nervenaufreibend genug für einen Menschen, stellt er fest, dass in dieser renommierten Klinik namens Markwaldhof Einiges vor sich geht, das nicht möglich sein sollte, zum Beispiel, dass sein Zimmernachbar im Wachkoma aus eigenen Kräften das Zimmer verlässt.
Was geht wirklich im Markwaldhof vor? Und ist es normal, dass er sich erholt und dabei Stimmen in seinem Kopf hört?

Das Beeindruckendste an diesem Roman sind die Schilderungen des Alltags in einer Rehaklinik, wobei besonders auf eine authentische Repräsentation verschiedener Therapieformen und der Folgen von schweren Unfällen geachtet wird. Man merkt, dass die Autorin früher im medizin-journalistischen Bereich tätig war und daher sehr gut Bescheid weiß über die Erlebnisse und Entwicklungen, die sie in der fiktiven Klinik beschreibt. Es ist zwar schade, dass man das hervorheben muss, allerdings gibt es viele Autoren, die Behinderungen oder Reha nicht tiefgründig genug, aber dafür übermäßig dramatisiert darstellen. Sicherlich dient Timos Beeinträchtigung des Sprachzentrums und der Motorik auch der Dramatik, da er sich und seine Beobachtungen nicht oder nur schwer äußern kann, allerdings wird es nie instrumentalisiert, um die Geschichte auf billige Art spannend zu machen.
Es ist eher emotional aufreibend zu lesen, wie Timo und andere Jugendliche mit ihrer erworbenen Behinderung zurechtkommen, wobei mir besonders Mona, eine ehemalige Sportlerin mit Ambition für die Olympischen Spiele, die nun im Rollstuhl sitzt, im Gedächtnis geblieben ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Figuren in ihren Büchern hatten diese hier also ein wenig Tiefgang und auch Charakterentwicklung vorzuweisen.
Auch die Beschreibung der außergewöhnlichen Ereignisse ist atmosphärisch und bringt einen dazu, der Geschichte stetig weiterlauschen zu wollen. Es passieren Dinge, die man fast als übernatürlich abstempeln könnte, und die immer wieder WTF-Momente in einem auslösen. Somit hat das Buch definitiv einen gewissen Thrill.
Vollkommen unerwartet sind die Wendungen allerdings nicht. Wenn man sich ein wenig im Bereich der Gesundheit und Medizin auskennt, kommt man recht schnell auf des Rätsels Lösung, die sich dennoch gruselig anfühlt und nach einer viel zu nahen Zukunftsvision. 
Das einzige kleine Manko an dieser sonst soliden, abgespaceten und interessanten Geschichte ist, dass das Thema Behinderung zugunsten des Finales sehr in den Hintergrund rückt. Natürlich bedient sich die Autorin an einem heute noch nicht verwirklichten Konzept, allerdings hätte ich es mutiger gefunden, wenn die Autorin den Hauptcharakter nicht von allen Behinderungen freigemacht hätte. Dass Timo am Ende wieder vollkommen hergestellt ist, hätte selbst zugunsten des Plots nicht sein müssen, und da man in der Literatur sowieso schon zu negative und wenige Repräsentationen des Themas Beeinträchtigung hat, hat Poznanski damit eine wichtige Chance verpasst.
Dennoch hat es mir ganz gut gefallen, auch wenn es nicht unbedingt einen Reread wert ist.

3,5/5

Ich freue mich jetzt jedenfalls auf den zweiten Teil von Erebos, der dieses Jahr erscheinen wird 😋



Mein erstes richtiges Buch diesen Monat war Kill von Shane Stevens, ein Horrorthriller, der bereits in den Siebzigern erschienen ist und angesichts des Hypes um True Crime von Heyne neu aufgelegt wurde.

Darin geht es um Thomas Bishop, den Sohn einer von einem Schwerstverbrecher vergewaltigten Frau, die ihren Männerhass daraufhin an ihm auslebt und ihn somit dazu verleitet, seinen ersten Mord mit 10 Jahren zu begehen. Und als er herausfindet, dass sein leiblicher Vater zu Tode verurteilt wurde, sieht er es als seine Aufgabe an, die Mordserie weiterzuführen und alle Frauen zu vernichten.

In meiner Rezension bin ich sehr ausführlich auf die guten und weniger guten Seiten des Buches eingegangen. Klickt daher hier, um mehr darüber zu erfahren 😁
Kurz gesagt fand ich die Geschichte für die simple Handlung zu lang und unnötig komplex gestaltet, auf der anderen Seite aber durch den sehr berichtenden Schreibstil sehr real anmutend und atmosphärisch. Und auf jeden Fall gory. Wer Blut und Gedärme will, der wird hier fündig werden! 😆

3/5

Quelle: © Tokyo Pop
Der vierte Teil von Death Note lässt mich sehr zwiespältig zurück, denn ähnlich wie im Anime stehe ich der auf dem Cover dargestellten - und nahezu einzigen weiblichen - Figur sehr skeptisch gegenüber.

Auf der einen Seite ist der vierte Teil immer noch voller Spannung, unvorhersehbaren Twists und der einnehmenden Dynamik zwischen Light und L, auf der anderen passt Misa einfach null in diese von Intelligenz und Intrigen getriebene Geschichte. Sie ist keinesfalls komplett bescheuert, im direkten Vergleich mit den männlichen Charakteren aber sehr einfältig und auch nervig, und das obwohl sie durchaus Potential hätte. Stattdessen wird sie zu einer Plot Devise degradiert, die ausschließlich nach Lights Pfeife tanzt und ihm somit einen Vorteil verschaffen könnte. Allerdings ist auch das natürlich sehr interessant, da Light nun nicht nur zu amoralischen Taten bereit ist, die jemanden umbringen können, sondern auch zu solchen emotionaler Ausbeutung. Für manch einen mag das ein neues Level der Grausamkeit sein.
Es ist großartig, dass im Laufe dieses Mangas auch Fehler gemacht werden, sodass auch die beiden Super-Genies mal in die Bredouille kommen. Allerdings merkt man auch, dass Takeshi Obata und Tsugumi Ohba in die Bredouille gekommen sind, wie sie die Geschichte trotzdem weitertreiben können - und greifen zur schlimmstmöglichen Methode, die eines meiner persönlichen Pet Peeves in Sachen Storytelling ist. [SPOILER: Amnesie ist immer billig und nahezu nie gut geschrieben.]

Keine schlechte Fortsetzung der zwölfteiligen Reihe, aber da es auch im Anime dort bergabgeht, bin ich mir nicht sicher, ob ich weiterlesen möchte.

3,5/5

Quelle: © cbt Verlag
Die Bestimmung habe ich das erste Mal mit 15 Jahren gelesen, und das direkt zweimal hintereinander. Damals war die Geschichte um Tris, die sich eine der fünf Fraktionen eines dystopischen Chicagos als Heimat für ihr restliches Leben aussuchen muss, und ausgerechnet bei den militaristischen und mutigen Ferox landet, unglaublich spannend, herzzereißend und auch heftig zu lesen. Und ähnlich wie viele andere auch habe ich unfassbar für Four geschwärmt.

Die Reihe in ihrer Gesamtheit hat mich jedoch enttäuscht, weswegen ich nun in einer Leserunde die Chance ergriffen habe, den ersten Teil einem ReRead zu unterziehen. Und was soll ich sagen? Meine Einstellung hat sich sehr geändert, und das habe ich bereits erwartet. In Kurzform ist es noch immer ein unterhaltsames Jugendbuch, das aus ganz einfachen Gründen bei Jugendlichen Früchte trägt. Denn die Wahl seiner Clique und die Entfernung von der Familie ist in jedem Leben eines Jugendlichen sehr wichtig, und deswegen wird man sich in Tris, die aus einer tristen (see what I did there? 😋) Fraktion zu den Abenteurern kommt, sehr gut hineinversetzen können. Jeder Jugendliche in seiner rebellischen Phase würde sich für diese Fraktion entscheiden.
Gehaltvoll ist die Geschichte jedoch kaum. Es gibt viel Action und Brutalität, sodass die Spannung oben bleibt, doch wenn man sich nur zwei Minuten Gedanken darüber macht, merkt man, dass das nirgends wirklich hinführt. Die Autorin scheint sich allgemein in Sachen World-Building null auszukennen und das große Ganze zugunsten von aufregenden Details vollkommen zu vernachlässigen. Ich meine, welche Militäreinheit wird bitte so trainiert?
Das Finale ist zwar spannend und auch die Beziehung zwischen Tris und Four ist ganz nett zu lesen, allerdings hat es den damaligen Charme für mich verloren. Das ist angesichts dessen, dass ich nun 21 bin und auch weiß, was für eine Shitshow der dritte Teil darstellt - Rezension dazu hier -, nicht verwunderlich 😀

Ich bin auf jeden Fall dankbar für den ReRead und auch den Austausch in der Leserunde, der sehr reflektiert und offen war 😊 Dieser ReRead hat mich auch dazu gebracht, allgemein über dieses Thema und seine Vorteile nachzudenken. Meinen Beitrag dazu könnt ihr hier lesen 😊

3/5

Quelle: © Ravensburger Verlag
Der Clan der Wölfe hat mich schon eine ganze Weile interessiert, da sich die Prämisse ähnlich anhört wie die von Warrior Cats und ich Wolfis sehr, sehr liebe 🐺 Es geht nämlich um Faolan, ein Wolfsjunges, das aufgrund einer Missbildung an der Pfote aus seinem Rudel vertrieben wird und von einer Bärin namens Donnerherz gefunden und aufgezogen wird. Diese verschwindet jedoch irgendwann und Faolan ist fest entschlossen, sie zu finden.

Ein Vorteil ist definitiv die leichte und doch poetische Sprache der Autorin, die die Emotionen der einzelnen Lebewesen und auch die Naturbedingungen gut beschreibt. Sie schafft es, auf dem Grad zwischen Verniedlichung und Vermenschlichung zu wandeln und einem die tierischen Protagonisten plastisch zu beschreiben. Besonders die Beziehung zwischen Faolan und Donnerherz ist wirklich schön, ebenso wie die ,,Bräuche'' und Sitten der Wölfe und Bären und deren Unterschiede sehr plastisch sind.
Es geht allgemein bei Faolans erstem Abenteuer viel um Selbstfindung und - um es auf Menschen zu beziehen - wie sinngebend die Erziehung im Leben ist. Denn obwohl Faolan ein Wolf ist, fühlt er sich als Bär und verhält sich auch so, was nicht immer positiv endet.
Leider lässt sich die Autorin in Relation zu den dünnen 250 Seiten zu viel Zeit mit der Exposition ihrer Geschichte. Es kommt erst in den letzten dreißig Seiten überhaupt ein Konflikt auf, sodass ein roter Faden nicht wirklich gegeben ist und das Problem auch zu schnell gelöst wird. Fast ist es so, als hätte Lasky nur die Hälfte eines geschriebenen Buches veröffentlicht, sodass die Story erst im zweiten Band scheinbar wirklich loslegt.
Dennoch ein niedliches und typisches Abenteuer-Fantasy-Kinderbuch.

3/5


Den Abschluss diesen Monat bildete ein Buddy-Read über Instagram zu Uprooted von Naomi Novik, das gefühlt entweder geliebt oder gehasst wird.

Dieses von einem polnischen Märchen inspirierte High-Fantasy-Buch spielt in Polnya, wo Agnieszka in einem kleinen, idyllischen Dorf aufwächst, das jede zehn Jahre eines seiner Mädchen an den sogenannten ,,Drachen'', einen zaubernden Hüter, weitergeben müssen. Entgegen aller Erwartungen wird sie von ihm erwählt, da er erkennt, dass sie auch Magie in sich trägt. Und während sie lernt, damit umzugehen, breitet sich der Wald, der Menschen entführt und korrumpiert, über das ganze Land aus.

Auch zu diesem Buch habe ich bereits eine Rezi verfasst, die ihr hier lesen könnt. Es sei gesagt, dass das Buch eindeutig durch seinen atmosphärischen und blumigen Schreibstil Punkte sammelt, denn man kann sich in dieser Welt wirklich verlieren und folgt den Worten der Autorin sehr gerne - auch wenn sie ab und an über die Stränge schlägt mit ihren Metaphern. Allgemein ist alles, was mit den märchenhaften Elementen dieses Romans zu tun hat, toll gemacht - das Wirken von Magie, die Landschaftsbeschreibungen und ganz besonders das dunkle Wesen des Waldes 💚 Kein Wunder also, dass der deutsche Verlag es Das dunkle Herz des Waldes betitelt hat.
Alles hingegen, was Richtung World-Building ging, war sehr vage, ebenso wie einige Intrigen und die politischen Umstände, die jedoch eindeutig angerissen werden.
Insgesamt also ist das Buch ganz gut und vielleicht auch einen ReRead wert, allerdings wird dem Buch zum Verhängnis, das es sich nicht eindeutig als Märchen oder High Fantasy Roman hinstellt.
Mein Reading Buddy hat es als Märchen gesehen und deswegen volle fünf Sterne vergeben. Wenn ihr also mit einer ähnlichen Einstellung rangeht, kann es euch auch begeistern. Immerhin fand ich es, obwohl ich diese Erwartung nicht hatte, ganz gut für Zwischendurch 😊

3,5/5


Wie war euer Lesemonat Mai? Habt ihr mehr Bücher geschafft oder welche von denen in diesem Blogpost gelesen? Schreibt mir gerne eure Meinung dazu in die Kommentare 😋


CU
Sana

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