Dienstag, 9. Juli 2019

[Leserückschau Juni]: Zwischen Sommerlektüre und Hypebüchern


Einen frohen und kühlen Start in die Woche, Mitleser und -blogger! 😊☁


Der Juni war rappelvoll, und irgendwo bin ich sogar froh, dass er rum ist 😀😊
Denn während ich an den Wochenenden recht viel unterwegs war - unter anderem bei Ritterspielen in Koblenz und auf einer Party eines langjährigen Freundes von mir -, haben sich die letzten Schulwochen trotz der vielen Ausflüge, die wir unternommen haben, sehr inhaltsleer angefühlt.
Das ist wirklich die Zeit des Schuljahres, die einem am meisten auf den Senkel geht. Die Noten stehen schon fest, der Lehrplan ist abgearbeitet, und man versucht sich irgendwie die Zeit zu vertreiben - und das meistens mit Frühstücken, Essengehen oder Filmegucken. Für den Zusammenhalt der Klasse kann das toll sein - für jemanden, der über eine Stunde Anfahrtsweg zur Schule hat und als Azubi gerade so seinen Sprit bezahlen kann, weniger toll.
Entsprechend hat mich diese Strukturlosigkeit eher erschöpft - und zusätzlich mit der gehirngrillenden Hitze geriet ich in eine ziemliche Leseflaute 📚✖


Aus dem Grund habe ich zwar zwei Hörbücher gehört, allerdings nur diese drei Bücher in physischer Form gelesen:



Dennoch wäre ich mit der Anzahl an verschlungenen Werken bei meiner typischen Bilanz von 5 Geschichten :3
An gelesenen Seiten waren das daher 1270, was einen täglichen Durchschnitt von 42, 3 Seiten macht. Im Schnitt hatte somit jedes Buch knapp 423 Seiten, was sogar in etwa hinhaut. Die beiden Hörbücher waren übrigens ungekürzt, allerdings mache ich mir nicht die Mühe, die gehörten Minuten zusammenzuzählen 😀
Die Bücher habe ich im Schnitt mit 3,7 Punkten bewertet, also ein Lesemonat, der von seiner qualitativen Bilanz her zwischen in Ordnung und gut schwankt. Passenderweise gibt es dazu auch einen Flop und ein Highlight.
Wenn ihr herausfinden wollt, um welche Bücher es sich dabei handelt, dann wünsche ich euch viel Spaß beim Weiterlesen! 😊

Quelle: Audible
Fangen wir, ganz reißerisch, mit dem schlechtesten Buch des Monats an, nämlich Passagier 23 vom beliebtesten Thriller-Autor Deutschlands.
Ich lese Fitzek erst seit ein paar Jahren und konnte anfangs die Begeisterung über seine Geschichten sehr gut nachvollziehen. Denn dem Autoren gelingt es, mit den Cliffhangern an jedem Kapitelende, der Kürze seiner Passagen, den vielen Perspektivenwechseln und dem sehr einfachen Schreibstil, einen rasend schnell durch seine Story zu geleiten. Und diese enden meistens unerwartet, und das nicht nur durch einen schockierenden Twist, sondern mehrere hintereinander.
Wenn man aber schon ein paar Bücher von ihm gelesen hat, dann kann man diese Formel immer leichter durchschauen, sodass seine Geschichten irgendwie beliebig werden.

Auch in Passagier 23 ist es nicht anders, denn wie so oft geht es um einen Familienvater, der sein Leben aufgibt, nachdem seine Frau und ihr gemeinsames Kind verschwinden. In diesem Fall sind sie auf dem Kreuzfahrtschiff ''Sultan of the Seas'' verschollen und für tot erklärt worden. Doch einige Jahre nach diesem Vorfall bekommt Martin Schwartz, der Protagonist, einen Anruf von einer alten Dame, die behauptet zu wissen, was wirklich mit seiner Familie geschehen ist. Denn es seien in den letzten Jahren auf diesem Schiff immer eine bestimmte Anzahl an Passagieren verschwunden - und einer davon ist wieder aufgetaucht.

Das klingt nach einer interessanten und spannenden Prämisse, hat mich letztlich aber enttäuscht. Nicht nur kommt trotz der vielen Sprecher und Einsatz von Geräuschen im Hörbuch kein wirkliches Gefühl für das riesige, verwinkelte Schiff auf, auch kann sich dieses Buch nicht als Psychothriller bezeichnen. In meinem Rant gehe ich mehr und überwiegend ohne Spoiler darauf ein, weshalb das Buch für mich falsch kategorisiert wird und weshalb ich Fitzeks Form von Thrill mittlerweile billig und effekthascherisch finde. Klickt also hier, wenn ihr mehr darüber erfahren und euch vielleicht ein wenig amüsieren wollt ^.^
Es sei nur so viel gesagt: Wenn das Hörbuch nicht so gut gemacht gewesen wäre, dann hätte dieses Werk sogar eine noch schlechtere Bewertung bekommen.
Es ist zwar schade, aber ich glaube, ich und Herr Fitzek haben uns auseinandergelebt 😓😀

2,5/5 Punkte


Sarah Dessen ist eine Autorin, die wie für den Sommer gemacht ist. Denn nicht nur haben ihre Bücher eine federleichte, warme Atmosphäre und spielen oft genug in gemütlichen Kleinstädten, auch greift sie emotionale Coming-of-Age-Themen auf, ohne jemals zu ernst damit umzugehen. Wer also Lust auf etwas Leichtes und Ergreifendes zugleich hat, der ist bei ihr genau richtig!

In dieser polnischen Ausgabe von The Moon and More geht es um Emaline, die in ihrem Familienunternehmen den Sommer über Strandhäuschen in der Kleinstadt Colby vermietet. Sie hat gerade die Highschool abgeschlossen und möchte bald an einer nicht weit entfernten Uni studieren - auch wenn diese nicht ihre erste Wahl war. Doch als wäre dieser Sommer nicht schon sowieso schon voller anstehender Veränderungen, herrschen Spannungen zwischen ihr und ihrem langjährigen Partner, ihr leiblicher Vater taucht wieder auf - und in eines der Strandhäuser zieht eine überaus unhöfliche Regisseurin, die mit ihrem überaus ambitionierten Assistenten eine Doku über einen längst untergetauchten Künstler aus Colby drehen möchte.

Wie immer hat mich Sarah Dessen nicht enttäuscht. Man verfolgt wahnsinnig plastische Figuren, bei denen sich die Autorin diesmal sehr viel Zeit zur Beschreibung lässt, und hat mehrere Konflikte nebeneinander laufen, die allesamt Emaline betreffen. Emaline ist trotz ihres jungen Alters eine erfrischend erwachsene Protagonistin, die durch ihre Arbeit sehr souverän ist und die Dinge beim Namen nennt. Daher ist es umso interessanter, als sie merkt, dass sie von ihrem leiblichen Vater sowie der zugezogenen Regisseurin belächelt wird für ihre eher einfache Kleinstadtmädchen-Art, und dadurch beginnt, ihre Ambitionen infrage zu stellen.
Besonders in Amerika dürfte es sehr wichtig sein, dass man den Sprung in eine größere Stadt schafft und nicht sein Leben lang in der Heimat stecken bleibt, doch auch für Jugendliche aus anderen Ländern ist das ein Problem, mit dem man sich wird identifizieren können. Ebenso das Gefühl, sich anders verhalten zu müssen, wenn neue Menschen mit anderer Biografie in das eigene Leben treten, ist etwas, das man sehr gut verstehen kann, weswegen ihr Gefühlschaos nachvollziehbar ist. Deswegen fühlt man umso mehr mit, als ihre quietschbunte Familie darunter zu leiden hat und auch Emaline und ihre Entschlossenheit ins Schwanken geraten.
Es ist eine schöne Sommergeschichte übers Erwachsenwerden, Loslassen, dem Spannungsverhältnis zwischen eigenen Erwartungen und denen anderer sowie Selbstfindung. Und trotz dieser ernsten Themen wird Dessen nie schwülstig oder überdramatisch - es ist realistisch erzählt, mit ein wenig Abenteuer, Humor, und dem ein oder anderen Heart-to-Heart-Talk. Sehr erfrischend <3 font="">

Das, was das Buch mir sogar noch ein wenig näher hat gehen lassen, war die Tatsache, dass Emaline Interesse an dem Assistenten der Regisseurin bekommt, der alles pompös und besonders machen will und so überambitioniert ist, dass er den Blick für die Realität vergisst. Aus dem Grund habe ich ihn nie wirklich als Love-Interest gesehen, sondern vielmehr das Aufzeigen einer Person, die Emaline nicht sein möchte. Und da mich das ziemlich an meine letzte Beziehung erinnert hat, war es zwar eigenartig, aber schön, nochmal vor Augen geführt zu bekommen, dass man sich richtig entschieden hat 😊

4/5 Punkte



Da ich mich im Rahmen meiner Facharbeit mit dem Thema ,,Bipolare Störung'' auseinandersetzen muss, habe ich zu diesem Erfahrungsbericht eines Betroffenen gegriffen. Hierin erzählt Thomas Melle von seinen drei manisch-depressiven Phasen in seinem bisherigen Leben, mit all seinen wörtlich zu nehmenden Höhen und Tiefen.

Zu dieser Autobiographie wird noch eine Einzel-Rezension folgen, die ich hier verlinken werde. Es sei aber gesagt, dass ich das Buch zum Großteil wirklich fantastisch fand. Thomas Melle hat einen sehr eigensinnigen Schreibstil, der das Gefühl einer Manie sowie der betäubenden Depression wunderbar beschreiben kann. Man hat fast den Eindruck, dass er in diesen Passagen selbst wieder in diese Zustände zurückfällt, so eindringlich, gehetzt, gleichgültig oder himmelhochjauchzend beschreibt er die Gedankengänge, die ihm in der Zeit durch den Kopf gingen.
Gekoppelt mit allgemeinen Informationen über Ursachen, die psychiatrische Behandlung und auch der Symptomatik, hält dieses Buch sehr viel Verständnis für dieses Krankheitsbild bereit, ganz besonders, dass die Personen nichts dafür können und sich für dieses Verhalten in ihren ,,gesunden'' Phasen schämen. Er selbst hat lange Zeit nicht akzeptieren wollen, zu welchem peinlichen, anstößigem und rücksichtslosem Verhalten ihn besonders die Manie getrieben hat, weswegen er lange Zeit ein nicht kooperierender Patient war.
Melle hat hiermit ein sehr wichtiges Buch geschrieben, das nicht nur ein Own-Voices-Werk ist und damit eine viel zu unterrepräsentierte und tabuisierte Krankheit thematisiert, sondern auch die allgemeine Öffentlichkeit sehr gut informiert und für mehr Offenheit sorgen kann. Zusätzlich ist es literarisch sehr hochwertig.
Bestimmt unnötig zu erwähnen, aber Die Welt im Rücken war definitiv mein Highlight diesen Monat. Ganz besonders die letzten Seiten, die mich mit so einer Wucht getroffen haben, dass ich ein paar Tränchen verdrücken musste.

4,5/5 Punkte



Anschließend folgte Watership Down von Richard Adams. Unter dem deutschen Titel Unten am Fluss schockierte die Verfilmung dieses Werks in den 80er Jahren viele Kinder zu Tode mit den gewaltsamen Abenteuern, mit denen sich die Protagonisten - eine kleine Bande von Kaninchen - konfrontiert sieht. Denn einer von ihnen, Fiver, hat eine schreckliche Vision, in der ihr Bau von Blut bedeckt ist. Deswegen fliehen sie und müssen viele Gefahren durchstehen, um ein neues Zuhause zu finden.
Zu dem Buch ist die Rezension bereits online. Klickt hier, um sie zu lesen.
In aller Kürze fand ich das Buch als Abenteuergeschichte mit erwachsenem Subtext ziemlich gut, denn vor allem die realistische Darstellung eines Lebens in einem Wald, der von Menschen langsam bevölkert und gerodet wird, ist sehr löblich und beherbergt sicherlich ein paar umweltfreundliche Botschaften, die auch Kinder verstehen können. Genauso hat der Autor Themen wie kollektives Wegsehen, Diktatur sowie die Flucht aus der Heimat eingewoben, die bei Kaninchen genauso ergreifend sind wie bei Menschen. Das kommt besonders durch die Kultur zustande, die Adams sich für seine Protagonisten hat einfallen lassen, seien es einige Worte in der Sprache Lepin oder die Geschichten des legendären Kaninchens El-ah-raih-rah.
Leider hat der Autor zwar schöne Formulierungen in seinem Schreibstil, aber auch eine sehr langwierige Art zu erzählen. Deswegen hat mich das Buch, teils auch wegen des Wetters, in eine Leseflaute gestürzt. Ich kam nur schleppend voran, und als sich der Fokus der Story vom Überleben der menschengemachten Katastrophen zu einer Konkurrenz mit einem anderen Clan verschob, verlor ich etwas das Interesse.
Dennoch eine Geschichte, der man definitiv eine Chance geben sollte. Denn den Ruf, traumatisierend zu sein, wird sie in jedem Fall gerecht.

3,5/5 Punkte


Als Begleiter auf meinem Weg zur Schule und Arbeit diente mir Scythe - Die Hüter des Todes, der erste Teil der Trilogie Arc of a Scythe von Neal Shusterman.
Da ich durch das Lesen seiner Vollendet-Reihe wusste, was ich in etwa von diesem Autor erwarten konnte, hat mir die Geschichte überwiegend gut gefallen. Shusterman nutzt seine Stärke, eine Zukunftsversion zu erschaffen und alle gesellschaftlichen Konsequenzen davon bis ins Detail zu analysieren. Genaueres dazu könnt ihr in meiner Rezension dazu finden.
Von der philosophischen Bandbreite her ist das Buch definitiv interessant und zeichnet eine Welt, die gar nicht so unwahrscheinlich wäre. Die Rücksichtslosigkeit der Menschen, der Kick, sich selbst das Leben zu nehmen und die Unwichtigkeit dessen, weil man weiß, dass man wiederhergestellt wird, und zugleich die Angst vor den Scythe, die als einzige eine Lizenz dazu haben, Leben endgültig zu beenden - das ist viel Stoff, der den Leser auch während den Lesepausen beschäftigt.
Dazu noch versucht er die Ausbildung der Scythe, in der sich die zwei Hauptcharaktere befinden, möglichst spannend darzustellen, was ihm sehr gut gelingt. Auch dort sind hauptsächlich innere Konflikte und die Moral das, was die Geschichte so interessant machen. Man könnte über wirklich jede Szene diskutieren und überlegen, wie man selbst entscheiden und handeln würde.
Nur die Protagonisten selbst sowie der Antagonist sind etwas blass gezeichnet, sodass der Showdown am Ende, trotz all der moralischen Grautöne dazwischen, in ein ziemliches Kampf-von-Gut-gegen-Böse-Schema ausartet. Doch das Ende macht definitiv Lust auf mehr und hat großes Potential für den Folgeband.
Ich hoffe nur, dass es nicht so ist wie bei der Vollendet-Tetralogie, in der jeder Band schwächer wurde ^.^
Ein Buch, das seinen Hype wert ist!

4/5 Punkte

Welche Bücher davon habt ihr bereits gelesen? Seid ihr genauso begeistert oder enttäuscht?
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CU
Sana

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